Vilsbiburg. Die zweite Mannschaft der Roten Raben war ohne große Ambitionen nach Sachsen gereist, hat den von Lukasz Przybylak geforderten Charaktertest jedoch bestanden. In einer gutklassigen Partie bei den Sachsen Volleys Grimma konnten sie nach dem 3:2-Erfolg (32:30, 13:25, 25:20, 10:25, 15:13) zwei wichtige Punkte mit an die Vils nehmen. Auch bei der am Sonntag erlittenen 1:3-Niederlage beim VCO Dresden (24:26, 25:21, 20:25, 21:25) war der ein oder andere Zähler drin.
Beim favorisierten Tabellenvierten Grimma boten die Roten Raben eine beherzte und kämpferisch glänzende Vorstellung, auch wenn sie in den Abschnitten zwei und vier die Zügel ein wenig schleifen ließen. Der erste Satz bot den zahlreichen Zuschauern in der Muldentalhalle Spannung pur, denn beide Mannschaften schenkten sich nichts. Nach einer anfänglichen Führung der Gastgeber (2:0) kamen die Raben besser ins Spiel, führten nach einem Ass von Ehize Omoghibo mit 6:4 und lagen auch bei den technischen Auszeiten vorne (8:7, 16:13). Gefährliche Aufschläge von Emily Langguth sorgten zunächst für den Ausgleich, bevor sich die Sachsen bis zum 24:22 einen leichten Vorsprung erkämpften. Nach einer spektakulären Abwehraktion der überragenden Libera Sina Bauer stellte Omoghibo auf 24:24. Dann konnte Grimma sechs Satzbälle nicht verwerten, sodass Tina de Groot und Jeannette Huskić mit einem Doppelblock das 32:30 besorgten. Im zweiten Abschnitt ließen die Mädchen des neuen Trainerduos Kristin Stöckmann/Sandra Seyfferth nichts anbrennen und bestimmten von Anfang an das Geschehen. Nach einer 4:0-Führung zogen sie immer weiter davon und brachten ihre Angriffe, vornehmlich über die Position vier, mit schöner Regelmäßigkeit durch. So gelang ihnen mit 25:13 der Ausgleich souverän. Einen ungewöhnlichen Verlauf nahm der dritte Durchgang, in dem sich die Raben zunächst einen Vorsprung (8:5) erspielten. Der hatte bis zum 10:8 Bestand. Sieben Grimmaer Punkte in Folge zum 15:10 und der Zwischenstand von 19:13 schienen die Raben auf die Verliererstraße zu bringen. Die Einwechslungen von Elisabeth Große-Hering und Ssyiaana Venos sollten allerdings die Wende bringen. Erstere leitete mit einem Ass die Aufholjagd ein und MVP Martyna Kloda sowie Tina de Groot besorgten die 20:19 Führung. Auch Ssyiaana Venos brachte viermal ihren Service durch, sodass Große-Hering mit einem Hinterfeldangriff das 25:20 markierte.
Der vierte Satz war ein Spiegelbild des zweiten, denn der VV nutzte die Nervosität und Annahmeschwäche der Niederbayerinnen konsequent aus. Mit 25:10 ging der Satz überaus deutlich an den Tabellenvierten. Im entscheidenden Tiebreak gab es bis zum 11:10 aus Rabensicht ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit wechselnden Führungen. Erst danach erzielten die Vilsstädterinnen eine 14:10-Führung, bevor Ehize Omoghibo mit einem Block zum umjubelten 15:13 erfolgreich war.
Zwar verloren die Roten Raben am Sonntag die Partie gegen die Nachwuchsschmiede des Dresdner SC mit 1:3, hatten aber mit Ausnahme des dritten Satzes stets die Möglichkeit, den Durchgang auch für sich zu entscheiden. Zwar wirkten sie zu Beginn des Spiels im Kopf noch müde und gestatteten dem VCO zunächst einen komfortablen Vorsprung (5:0, 8:3, 16:12), doch schafften sie in der Crunchtime den Ausgleich zum 20:20. Dresden legte dann jeweils einen Punkt vor, den die Bayern postwendend ausglichen. Shelby Pullins gelang zwar das 24:24, doch machten die Sächsinnen die zwei entscheidenden Punkte.
Im zweiten Abschnitt gingen die Raben von Beginn an in Führung (0:3, 4:8) und gaben diese bis zum Schluss auch nicht mehr ab. Die Blockabwehr funktionierte und wiederholt hatten die körperlich überlegenen Dresdener Mädchen am Netz das Nachsehen. Jeannette Huskić und Tina de Groot machten dann die entscheidenden Punkte. Im dritten Durchgang wirkte der VCO wieder stabiler und gewann deutlich an Sicherheit. Zwar lagen die Raben mit 8:7 vorne, brachten nach dem 13:12 aus Sicht der Heimmannschaft ihre Angriffe aber nicht mehr durch und mussten die Mädchen von der Elbe von 16:13, über 20:13 bis zum 25:20 davonziehen lassen. Nachweinen werden Anna Wagner und Co. dem vierten Satz, in dem sie eine eigentlich beruhigende Führung von 19:13 nicht zum Satzgewinn nutzen konnten. Die Mädchen von Andreas Renneberg profitierten von einigen Fehlern und Abstimmungsproblemen bei den Gästen und setzten sich nach einem gewonnenen Duell am Netz noch mit 25:21 durch.
Dennoch zeigt sich Trainer Lukasz Przybylak mit den Auftritten seiner Mädchen zufrieden: „Für uns sind die zwei gewonnenen Punkte gegen in der Tabelle besser dastehende Mannschaften ungemein wichtig, auch wenn gegen Dresden mehr drin gewesen wäre. Wir haben auf jeden Fall Charakter bewiesen und mit den von mir geforderten Emotionen gespielt. Die gezeigte Risikobereitschaft und Aggressivität stimmen mich für die kommenden Aufgaben positiv.“
Artikel: Roland Regahl
Foto: Rainer Wimmer