Vilsbiburg. Seit 2006/2007 spielt die zweite Mannschaft der Roten Raben ununterbrochen in der 2. Volleyball-Bundesliga. Im vergangenen Frühjahr haben Christy Swagerty und Lukasz Przybylak mit einer neuen Philosophie das Nachwuchsteam übernommen. Sie setzen noch stärker als in der Vergangenheit auf die Jugend. Mit der Vertragsverlängerung kann das begonnene Projekt kontinuierlich weitergeführt werden.
Zwar kamen in der „Zweiten“ schon immer Jugendspielerinnen auf diesem hohen Niveau zum Einsatz -Namen wie Anna Pogany, Lena Stigrot oder Paula Hötschl und Corinna Glaab belegen das -, doch gruppierte man in den letzten Jahren den Nachwuchs um drei bis vier gestandene Profis aus dem Ausland. Das hat sich seit der abgelaufenen Saison grundlegend geändert, denn die beiden Trainer haben sich landesweit nach jungen Talenten umgeschaut und sind bei der Bayernauswahl der Jahrgänge 2004/2005 fündig geworden. So traten die Roten Raben II mit einer sehr jungen Mannschaft, unterstützt von einigen erfahrenen Kräften wie Eszter Nagy, Julia Brandhuber oder Michaela Bertalanitsch, an.
Damit war von vorneherein klar, dass Platzierungen unter den besten drei oder vier Vereinen wie in der jüngsten Vergangenheit illusorisch sein würden. Am Ende hatte das Nachwuchsteam aus seinen 24 bestrittenen Partien immerhin acht Siege und 21 Punkte geholt. Das bedeutete den 12. und damit vorletzten Rang der Abschlusstabelle. Dabei kam den Vilsbiburgerinnen zugute, dass die DVL bereits frühzeitig bekannt gegeben hatte, dass die Abstiegsregel außer Kraft gesetzt werde. Für das Trainergespann war es eine äußerst intensive und arbeitsreiche Zeit, in der sie zusammen mit den Mädchen das Projekt auf eine neue Qualitätsstufe anheben konnten. Immer wieder hatten sie betont, dass nicht die Resultate im Fokus stehen würden. Vielmehr kam es ihnen darauf an, die jungen Talente täglich weiterzuentwickeln und ihnen Spielpraxis auf einem hohen Niveau zu gewähren. Übereinstimmend sind sie der Meinung, dass sich die Mädchen in allen Belangen verbessert und vor allem in den letzten Partien unter Beweis gestellt haben, welch individuellen und mannschaftlichen Fortschritte sie bereits gemacht haben. Nach der Vertragsverlängerung kann dieser eingeleitete Prozess kontinuierlich fortgesetzt und die nächsten Schritte gemacht werden.
Rückblickend verlief die Saison nicht ganz so wie ursprünglich geplant: Eigentlich sollten unter anderem Skylar German, Amelie Busch oder Elisabeth Kerscher zusammen mit den restlichen etablierten Zweitligaspielerinnen die jungen Talente führen. Doch die Amerikanerin und die Junioren-Nationalspielerin hatten sich schon bald in der Saison verabschiedet. Hinzu kamen etliche langwierige Verletzungen, zum Beispiel von Elisabeth Kerscher, Sanja Dusanić oder Sina Bauer. Zudem erhielt Jeannette Huskić die Spielgenehmigung ihres Verbandes erst im letzten Saisondrittel. Somit mussten Kathrin Buchner, Elisabeth Große-Hering und Magdalena Adam reaktiviert werden. Dass diese Drei sich ohne Zögern zur Verfügung gestellt und ihre Erfahrung sowie Emotionen eingebracht hatten, war Swagerty und Przybylak Anlass genug, sich bei ihnen zu bedanken.
Sie zeigen sich erleichtert, dass die jungen Raben unter den Coronabedingungen überhaupt sämtliche Spiele absolvieren konnten und von diesbezüglichen Erkrankungen verschont geblieben waren. Die Verantwortlichen um Leistungssportwart Christian Düsel hatten mit ihrem strikten Hygienekonzept ganze Arbeit geleistet, wofür es von allen Seiten viel Lob gab. Für die kommende Saison hofft man, wieder unter normaleren Umständen und vor Zuschauern spielen zu können. Der Großteil der Mannschaft wird zusammenbleiben, sodass Mädchen wie Anna Wagner, Sina Bauer, Tina de Groot, Sanja Dusanić, Jeannette Huskić oder Lina Klemisch sicherlich mit mehr Erfahrung und emotional gefestigter auftreten werden. Viele von ihnen hatten drei oder vier Ligen übersprungen und sahen sich angesichts täglicher Trainingseinheiten und eines erhöhten Leistungsanspruchs – dazu weg von zuhause – vor vollkommen neue Anforderungen gestellt. Mit den älteren Akteurinnen steht der Verein in Verhandlungen. Sicher ist nur, dass Eszter Nagy ihre Karriere beenden und ihr berufliches Fortkommen vorantreiben wird. Auch mit den Mädchen, die bisher ein Doppelspielrecht besaßen, steht man in Kontakt. Punktuell soll der Kader mit bereits erfahreneren, aber noch jungen und entwicklungsfähigen Spielerinnen verstärkt werden. So hoffen die Raben, den eingeleiteten Prozess kontinuierlich fortführen zu können.
Christy Swagerty für A-Lizenz zugelassen
Nachdem die Amerikanerin bereits 2019 den B-Trainerschein erworben hatte, wurde sie nach der verpflichtenden Wartezeit von zwei Jahren als eine von lediglich drei Kandidaten des Bayerischen Volleyball Verbandes für die einjährige Ausbildung zur A-Lizenz zugelassen. Die Kurse sollen im August beginnen und werden sicherlich auch den Raben von Nutzen sein.