Vilsbiburg. In einer denkwürdigen Partie gegen den TV Waldgirmes haben die Roten Raben II am Sonntagnachmittag eher einen Punkt gewonnen als zwei verloren. Nach einer 2:0-Satzführung mussten sie sich den Gästen noch mit 2:3 (25:17, 25:15, 23:25, 27:29, 12:15) geschlagen geben.
Es ist wie verhext: Die Rabenmädchen mussten verletzungsbedingt bereits auf Tina de Groot und Jeannette Huskić verzichten. Als sich zu Beginn des vierten Satzes auch noch die gut aufgelegte Mittelblockerin Nina Herbe bei einer Blockabwehr schwer am Knie verletzte und für Monate ausfällt, musste Zuspielerin Ina Prechtl deren Position übernehmen. Dass die das richtig gut gemacht hat, unterstreicht ihre Nominierung als Silbermedaillengewinnerin. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen, denn die Vilsbiburgerinnen legten los wie die Feuerwehr, spielten aus einem Guss und beherrschten zwei Sätze lang eindeutig die Szenerie. Sie standen stabil in Annahme und Abwehr und überzeugten durch druckvolle Angriffsaktionen. Zwar lagen zunächst die Hessinnen leicht vorne (5:6 und 8:9), doch spätestens seit dem postwendenden Ausgleich hatten die Gastgeberinnen die Spielkontrolle übernommen. Sie bauten den Vorsprung über alle Positionen von 11:9, über 16:13 bis zum 23:14 aus. Ehize Omoghibo machte schließlich den Sack zum 25:17 zu.
Einen ähnlichen Verlauf nahm der zweite Abschnitt, der Waldgirmes zunächst mit 2:0 in Führung sah, bevor Daria Przybylak mit einem Hinterfeldangriff zum 5:4 erfolgreich war. Ab diesem Zeitpunkt setzten sich die Niederbayerinnen kontinuierlich weiter ab. 8:6 und 16:8 nach einem Block durch Nina Herbe lauteten die Zwischenergebnisse bei den technischen Auszeiten. Bald hieß es 20:13 und am Ende brachte Lina Klemisch drei Aufschläge durch, sodass wiederum Daria Przybylak der letzte Punkt zum 25:15 gelang. Auch im dritten Durchgang waren die Mädchen um Spielführerin Anna Wagner bis in die Schlussphase hinein am Drücker, wenngleich die Begegnung angesichts vieler Fehler auf beiden Seiten deutlich an Niveau verlor. Die Raben kamen aus dem Rhythmus und verloren die zuvor perfekte Ordnung. Dennoch lagen sie von Beginn an in Führung (7:2, 13:8) und konnten diese bis zum 20:17 halten. Dann wurde es richtig spannend, denn Waldgirmes konnte zunächst ausgleichen und sich wenig später durch die überragende Außenangreiferin Frauke Teßmer den ersten Satzball erspielen. Dass Nina Herbe noch einmal der Anschluss gelang, reichte letztlich nicht.
Im vierten Satz schockte beim Stande von 1:4 die schwere Knieverletzung von Nina Herbe die Halle. Trotzdem kämpften die Vilsstädterinnen unverdrossen weiter, lagen anfangs bis zum 6:7 zurück, kamen durch Martyna Kloda zunächst wieder heran und schafften durch die Polin auch das 11:10. Bis zum 14:18 bestimmten dann die Hessinnen das Geschehen, bevor es wie im dritten Satz erneut richtig eng zuging. Die Raben konnten zweimal ausgleichen (19:19, 23:23) und hatten nach einem Block von Shelby Pullins (25:24) und einem Zähler durch Daria Przybylak (26:25) zwei Matchbälle, die sie jedoch nicht verwerten konnten. Besser machten es die Hessinnen, denen das 27:29 gelang.
Im Tiebreak sah es lange nach einer klaren Angelegenheit für die Mannschaft von Samuel Schoele aus (0:6, 4:9). Doch mit Lina Klemisch im Service und Martyna Kloda am Netz konnten die Raben noch einmal ausgleichen. Am Ende brachte Maja Hau die Gastgeberinnen auf 12:14 heran, bevor Frauke Teßmer mit einem Diagonalball die Partie entswchied.
Rabencoach Lukasz Przybylak war trotz der Niederlage positiv gestimmt: „Wir haben zwei Sätze lang richtig gut gespielt und einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Aus meiner Sicht haben wir einen Punkt gewonnen. Leider konnten wir im dritten und vierten Durchgang den Sack nicht zumachen. Aber wie meine Mädchen den Schock durch die Verletzung von Nina weggesteckt haben und unverdrossen weitergekämpft haben, stimmt mich positiv.“
Artikel: Roland Regahl / Foto: Gerhard Lichtmannecker