Vilsbiburg. Die Roten Raben II mussten sich dem Tabellendritten in einer hochklassigen und äußerst spannenden Partie mit 1:3 geschlagen geben. Ein Blick auf die einzelnen Satzergebnisse (25:27, 25:14, 26:24, 28:26) zeigt, dass die Gäste nur ganz knapp an einer Wiederholung der Sensation vorbeigeschrammt sind.
Was die Spielerinnen beider Mannschaften in der Sporthalle am 2. Ring boten, gehört sicherlich zum Besten der gesamten Zweitligasaison. Emotionaler und aggressiver Volleyballsport mit hart umkämpften und langen Ballwechseln, Spannung pur mit drei Sätzen, die in die Verlängerung gingen, und häufige Führungswechsel. Trotz des kleinen, nur aus neun Mädchen bestehenden Kaders haben die jungen Raben bewiesen, dass sie jederzeit mit den Topteams mithalten können. Viel hat nicht gefehlt und sie hätten auch in der hessischen Landeshauptstadt den ein oder anderen Punkt mit nachhause genommen.
In der Anfangsphase bestimmten zunächst die Gastgeberinnen – vor allem durch Paula Hötschl und Laura Rodwald das Geschehen. So lagen sie bereits 10:5 vorne. Nach dem 12:9 servierte Anna Wagner variantenreich auf die gegnerische Libera und sorgte so mit dafür, dass die Vilsstädterinnen mit 13:12 in Führung gingen. In der Folge entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, bei dem sich keine Mannschaft mit mehr als zwei Punkten absetzen konnte (14:13, 14:16, 18:18). Anschließend gelangen dem VCW drei Punkte, aber mit Lise Große-Hering im Service kämpften sich die Raben erneut heran und gingen sogar nach zwei Blockaktionen mit 22:21 in Führung. Martyna Kloda wehrte zwei Satzbälle zum 24:24 ab, was auch Shelby Pullins zum 25:25 gelang. Am Ende besorgten die amerikanische Mittelblockerin und die polnische Außenangreiferin, die auch in dieser entscheidenden Situation volles Risiko ging, die Punkte zum 27:25 aus Sicht der Gäste.
Der einzige, schwache Durchgang - zumindest wenn man Rabenfan ist – sah von Beginn an den Favoriten im Vorteil. Nachdem Jeannette Huskic beim 3:2 die letzte Rabenführung markiert hatte, zogen die Hessinnen unaufhaltsam von 8:4, über 16:8 bis zum 25:14 davon. Lukasz Przybylak wurde in der zweiminütigen Pause richtig laut und rüttelte seine Mannschaft wieder wach. Wie im ersten Satz waren aber zunächst MVP Laura Rodwald und Co. am Drücker und erspielten sich bis zum 10:6 einen Vorsprung. Aber die Raben kämpften an diesem Tag verbissen um jeden Ball, agierten effektiv im Block und schlugen gefährlich auf. So war es Silbermedaillengewinnerin Ehize Omoghibo, die zum 12:12 ausgleichen konnte. Dann schienen die Mädchen von Trainer Raimund Jeuck den Satz für sich entscheiden zu können (20:16, 22:19). Die Gäste egalisierten jedoch zum 23:23, hatten nach einem Angriff von Martyna Kloda nach dem 23:24 Satzball und mussten dennoch nach dem Punkt von Fiona Dittmann den Rückstand hinnehmen.
Auch der vierte Durchgang bot wiederum alles, was das Volleyballherz erfreut. Die Partie wogte hin und her. Lag zunächst der Tabellenzehnte vorne (4:5), erspielte sich daraufhin Wiesbaden einen Vorsprung 11:7. Bis zum 20:18 bestimmte der Favorit das Geschehen, musste die nie aufsteckenden Raben aber auf 20:20 herankommen lassen und sogar einen Rückstand zum 20:22 hinnehmen. In der Crunchtime hielt es keinen der Zuschauer auf den Plätzen: Nach einem Ass von Anna Wagner zum 23:24 und einem Punkt durch Ehize Omoghibo zum 24:25, hatten die Gäste zweimal die Möglichkeit, einen Tiebreak zu erzwingen. Aber sie konnten die Chance nicht nutzen und mussten nach einer Netzberührung eine unglückliche Niederlage hinnehmen.
Dennoch war Rabencoach Lukasz Przybylak von der Leistung seiner Mannschaft angetan: „Gratulation an Wiesbaden. Aber ich muss auch meinen Mädchen gratulieren. Sie haben einen weiteren Schritt im Entwicklungsprozess gemacht und ihren Rhythmus gefunden. Wie wir uns – wenn wir den zweiten Satz ausnehmen – in den Schlussphasen herangekämpft haben, hat mich begeistert. Wir haben ohne Angst und immer mit Risiko gespielt. Ich denke, das war eine gute Vorbereitung für die Jugendmeisterschaften. Noch zufriedener wäre ich freilich, wenn wir auch noch gepunktet hätten.“
Artikel: Roland Regahl / Foto: Rainer Wimmer