Fünf Sätze, sieben abgewehrte Matchbälle, zweieinhalb Stunden Volleyball-Wahnsinn: Das Saison-Finale der Rabenherren um die Bezirksligameisterschaft war spielerisch vielleicht nicht das beste, was Vilsbiburg in dieser Saison abgeliefert hat. An Spannung und Drama war die Partie aber nicht zu überbieten. Das Zittermatch ging gleich drei Mal in Verlängerung. Für fünf Sekunden lang schien der Titel schon verloren.
Das dürfte den Raben aber mittlerweile ziemlich egal sein, denn es steht fest: Die Truppe um Coach Toni Brandmeier schlägt nächstes Jahr in der Landesliga auf. Einen Mannschafts- und einen Fanbus schickten die Vilsbiburger am Mittwochabend in die Dreifachhalle am Fernsehturm. Einige weitere Fans und viele Unterstützer des VC Passau boten eine Kulisse, wie man sie im Volleyball oft einige Etagen höher nicht findet. Dazu die denkbar knappe Ausgangslage: Vilsbiburg brauchte einen Punkt zur Meisterschaft, Passau hätte sich mit einem 3:1 oder einem 3:0 den Aufstieg sichern können.
Voll konzentriert und richtig stark starteten die Roten Raben in das Alles-oder-nichts-Match und ließen den VCP samt seiner Fans direkt verstummen. Block, Angriff, Annahme waren stabil, durch den ganzen Satz blieb Vilsbiburg komfortabel mit fünf oder sechs Punkten in Führung – nur um am Ende die Heimmannschaft doch noch einmal rankommen zu lassen. Doch noch hielten die Nerven: 25:22 aus Vilsbiburger Sicht. Ein Satz war geschafft, noch einer und der Aufstieg wäre Perfekt. Genau das schien den Vilsbiburgern durch den Kopf zu gehen. Und es machte etwas mit der Mannschaft.
Denn im zweiten Durchgang gerieten die Raben völlig aus der Flugbahn. Plötzlich lief gar nichts mehr. Schnell hieß es 13:6 für Passau. Als der Satz innerlich abgehakt war, und Coach Brandmeier nur noch einwarf "noch möglichst viele Punkte mitzunehmen", kämpften die Raben sich zurück. Auf einmal war sie doch gleich da, die Chance vorzeitig aufzusteigen. Beim Stand von 22:22 startete die erste verrückte Achterbahnfahrt. Satzball zum möglichen Auftsieg hier, Satzball zum nötigen Ausgleich da. Erst bei 30:28 aus Passauer Sicht war Schluss – und die Entscheidung vertagt. Vilsbiburg hatte es in der Hand, verwandelte zwei Satzbälle aber nicht.
Das lag den Raben im dritten Satz wohl noch schwer im Magen, denn hier ging überhaupt nichts. Mit 25:17 fegte die Heimmannschaft die Gäste vom Feld. Also ab in den definitiv Aufstiegs-entscheidenden vierten Satz. Und das schon wieder mit einem Kaltstart samt deutlichem Rückstand für Vilsbiburg. Ein paar Auszeiten mit emotionalen Ansagen später war Vilsbiburg aber wieder dran. In einem irren Satzfinale schlug Passau zu sieben Matchballen auf. Einmal schien das Spiel schon vorbei, als der Schiedsrichter pfiff, nachdem der Ball auf Vilsbiburger Seite auf den Boden gefallen war. Doch nach bangen Sekunden streckte der Unparteiische die Hand in Richtung der Raben: Doppelberührung beim Zuspiel, Gleichstand statt Niederlage. Mit dem Aufwind dieser unendlichen Erleichterung brachen die Raben die Dauerschleife auf und machten bei 32:30 endlich den Deckel drauf. Das ganze Team stürmte aufs Feld und feierte den vorzeitigen Aufstieg.
Unter Jubelgesang und "Landesliga"-Rufen gelang dann sogar noch der Sieg im Tie-Break – natürlich erst wieder in der Verlängerung: 17:15. Vilsbiburg brachte alle zwölf Mann zum Einsatz und bewies mit dieser moralischen Meisterleistung, dass die Truppe jede Mannschaft in der Bezirksliga schlagen kann. Deshalb geht es in der kommenden Spielzeit verdient in die Landesliga.
Artikel: Alex Bayer / Foto: Verein